Es war in Weimar im April,
als Goeth’ wie folgt zum Schill’ sprach: „Schill’,
das Leben macht mich gram und mürbe.
Wenn ich jetzt plötz und ad hoc stürbe,
so wäre das ein Windhauch nur
im Dickicht deutscher Lit’ratur.
Den Erlkönig hab’ ich gedicht’.
Den Faust hingegen gibt’s noch nicht.
Ich kann es wenden wie ich will,
in Weimar hier und im April
würd’ keine Seele mich vermissen,
würd’ ich jetzt sofort sterben müssen.
Es geht mir, kurz und gut, nicht gut,
vertrocknet ist mein Lebensmut.
Helft’, Freund, mein Schickesal zu wenden,
sonst würd’ mein Leb’ vorm Tode enden!“
In Weimar war es im April,
als Goethe also sprach zum Schill’.
Der überlegte lang’ und breit,
fast eine ganze Ewigkeit.
Dann endlich sagte er ganz kurz:
„Mein lieber Goeth’, das ist mir schnurz.
Ich dicht’ jetzt frohgemut und heiter
an dem Gedicht ‘Die Bürgschaft’ weiter.“
Sogleich fing Goeth’ zu schmollen an
und sprach zu Schill’, dass er ihn kann.
„Ich kann euch nicht“, sprach drauf der Schill,
„weil im April ich das nicht will.“
Schon war ein Riesenstreit im Gange,
sehr heftig und wer weiß, wie lange.
Es lässt sich allerdings erahnen,
dass diese beiden Worttitanen
mit Kraftausdrücken sich bewarfen,
mit ganz besonders saftig-scharfen.
Wir halten uns da besser raus
und geh’n gesenkten Haupts nach Haus’.