
Es war einmal ein Bundeskanzler, der hatte das größte Vergnügen daran, das Volk, das ihn gewählt hatte, mit Reformen auf Trab zu halten. „Reform“ war das Wort, das er in seinen Reden, seinen Regierungserklärungen und in Interviews am liebsten verwendete. Da wusste jeder gleich, mit wem er es zu tun hatte.
Seine Lieblingsbeschäftigung bestand darin, sich immer noch neuere Reformen auszudenken und der Öffentlichkeit vorzulegen. Und jedes Mal lief die Opposition Sturm dagegen. Wie soll das gehen?, fragte sie. Das sei doch überhaupt nicht finanzierbar. Da machen wir nicht mit.
Das Wort „Reform“ besaß Zauberkräfte. Man brauchte in diesem Land nur „Reform“ zu rufen, und schon wurde einem Respekt und Achtung entgegengebracht. Wenn jemand dagegen sagte: „Ich bin zufrieden. Ich will gar nicht, dass dauernd etwas anders wird.“, dann hieß es gleich, er sei realitätsfremd und hätte wohl von den drängenden Problemen noch nichts gehört.
Es war nämlich so, dass die Menschen es liebten, hart arbeiten zu müssen, bis sie entweder reich waren oder vor lauter Erschöpfung starben. Aber leider gab es immer mehr Menschen, denen es nicht vergönnt war, hart zu arbeiten. Denn diese Menschen arbeiteten nur gegen Geld hart. Aber dazu muss es Menschen geben, die einem Geld bezahlen, wenn man arbeitete. Zahlen aber taten die Menschen überhaupt nicht gerne. Ihnen wäre es am liebsten gewesen, dass diejenigen, die dazu da waren zu arbeiten, nichts anderes getan hätten als arbeiten, ohne zugleich einen Lohn dafür haben zu wollen.
Der Bundeskanzler erkannte als einer der wenigen das Problem und packte es an, indem er laut und deutlich „Reform“ rief. Das wäre eigentlich ganz einfach gewesen, wenn ihm nicht eines Tages der Finanzminister gesagt hätte: „Chef, wir haben kein Geld mehr.“
Da wurde der Bundeskanzler zum ersten Mal so richtig traurig. Er fragte sogar die Opposition, was er denn machen solle. Die Opposition sagte ihm das auch. Aber das passte ihm schließlich nicht, weil er ja Bundeskanzler war und nicht die Opposition. Also macht er das Gegenteil von dem, was die Opposition sagte und schrieb „Reform“ oben drauf.
Die Opposition sagte natürlich sofort: „Das geht nicht. Das ist nicht finanzierbar. Da machen wir nicht mit.“
Aber da sie das immer tat, war das dem Bundeskanzler gleich.
Als aber eines Tages die Opposition an die Regierung kam, war ihm das nicht mehr gleich.
Der neue Bundeskanzler von der ehemaligen Opposition reformierte nun seinerseits munter drauflos, weil er seinem Vorgänger in nichts nachstehen wollte.
Und wenn die Bundeskanzler dieses Landes nicht gestorben sind, dann reformieren sie es noch heute.
Der Troubadour
Dichter und Sänger
will mit seiner Losung Wort
eine Weiterentwicklung
des Geistes
bei anderen
eine Verbesserung
Verfeinerung
zum Sinn des Daseins
mit Harfe
und Schalmeien
vorantreiben
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