Kants Kritik meiner reinen Vernunft

Kant und die Komik der Logik

Kant will mich davon überzeugen, dass die Logik zwingend eine komische Sache sei.

„Bei Logik denke ich in erster Linie an Sherlock Holmes“, sage ich.

„Ach was! Bei dem funktioniert das doch einfach so, dass sein Erfinder, dieser Sir Doyle, vom Ende her gedacht hat. Der vorgefertigten Schlussfolgerung fügte er natürlich nachträglich die passenden Prämissen hinzu, und dem Leser, der natürlich umgekehrt vorgeht und am Anfang mit dem Lesen beginnt, wird eine zwingend logische Vorgehensweise des Holmesschen Gehirns vorgegaukelt. Es ist wie die Show eines drittklassigen Magiers, dessen Tricks die Zuschauer in den ersten Reihen mühelos durchschauen.“

„Das ist tatsächlich komisch.“

„Aber es ist nicht logisch.“

Die Überzeugungsarbeit Kants in Bezug auf die komischen Seiten der Logik hatte ein Vorspiel, in welchem er mich für die, wie er meinte, These einnehmen wollte, die Mathematik wäre vor allem eine ästhetische Wissenschaft. Es versteht sich von selbst, dass ich darüber nur herzhaft lachen konnte. Mathematik und Ästhetik: Da könnte man genauso gut behaupten, Katzen liebten Mäuse.

Kant empörte sich: „Sag mal, musst du eigentlich immer Streit mit mir suchen?“

„Ich sage nur, was ich denke“, sagte ich Kant.

„Dann sage mir, warum du denkst, meine These wäre lächerlich.“

„Was soll an der Mathematik schon ästhetisch sein? Dieses stete Jonglieren mit Zahlen, die hie und da zu Formeln zusammengefügt werden, das absolut abstrakte Berechnen der Maße von Flächen gleich welchen Zuschnitts und von Hohlkörpern aller Art. Wo ist da der Bezug zum Leben? Und eine Ästhetik ist ohne Bezug zum Leben eben keine Ästhetik.“

Spontan platzte das aus mir heraus, wobei es mir schien, als wollte ein seit Schultagen in mir schlummernder Schmerz nun endlich verheilen.

„Deine Tirade zusammenfassend“, ergriff Kant in aller Ruhe das Wort, „versteht es die Mathematik auf das Trefflichste, ohne Inhalte als rein gedachte Form zu existieren, was sie, wie daraus zu schlussfolgern ist, zu einer ästhetischen Wissenschaft macht. Quod erat demonstrandum.“

Seither will mich Kant davon überzeugen, dass die Logik zwingend eine komische Sache sei.

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