Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ohne den geringsten Hauch eines Beweises behaupten, es gebe keine dummen Fragen. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass eine Weltmacht, wie die Dummheit gerne bezeichnet wird, ausgerechnet dann Halt machen soll, wenn der Mensch Fragen stellt.
Wie kann die Dummheit allgegenwärtig sein, wenn sie es in Fragen nicht ist? „Widerspruch!“, ruft da der denkende Mensch und erhebt sogleich Einspruch. Denn es gibt sie durchaus, die dummen Fragen, und gefährlich sind sie mitunter noch dazu.
Ungern und irgendwie schuldbewusst erinnere ich mich an die vielen Fragen, die mir Lehrer, professionelle Frager also, gestellt haben. Viele dieser Fragen konnte ich nicht nur nicht beantworten, sie waren auch nicht dazu da, von allen Kindern beantwortet zu werden. Viele davon habe ich nicht einmal verstanden, um sie ehrlich beantworten zu können. Wenn ich sie aber nicht beantworten konnte, beantwortete ich sie der Noten und nicht der Wahrheit wegen doch einfach irgendwie, um wenigstens so zu tun, als bemühte ich mich, Bescheid zu wissen. Ich erinnere mich deshalb ungern und schuldbewusst an solche Fragen, weil sie mich als Kind zum Lügen anleiteten anstatt zur Wahrheit.
Sind nicht diejenigen Fragen dumm, in denen die Antwort schon vorgeprägt ist? Fragen, die nur darauf warten, dass einer hereinfällt? Fragen, die nur gestellt werden, um einen anderen Menschen zu prüfen? Fragen also, die Misstrauen statt Vertrauen voraussetzen? Fragen, die unter der Maßgabe gestellt werden, dass nur eine einzige Antwort die richtige ist? Kurzum Fragen, die den Geist des Menschen einschränken statt ihn zu beflügeln?
„Wie es aussieht“, sagte Kant, „gibt es keine dummen Antworten.“