Kants Kritik meiner reinen Vernunft

Kant stört meine Kreise und durchkreuzt meine Pläne

Ich bin kein Erfolgsmensch. Das heißt: Ich bin nicht für den Erfolg geboren. Nicht heißt es, dass ich nie Erfolg hätte und dass ich mich über irgendetwas beklagen möchte. Ich bin durchaus zufrieden mit mir und dem Leben, das ich lebe. Aber in eben diesem meinem Leben wird mir nie etwas zuteil, was einem Erfolg gleichkommt, wie ihn andere Menschen erleben, wenn sie etwas besonderes leisten.

Einem ehemaligen Schulkameraden sagte ich einmal, dass ich, selbst wenn ich in der Schule eine exzellente Arbeit ablieferte, nur im Ausnahmefall mit der Bestnote, einer Eins, rechnen konnte. Er glotzte mich nur an und gab sich vergebens Mühe, mich zu verstehen. Ein Erfolg, der an die Spitze führt, ist nun einmal nicht für mich vorgesehen, weil auf dieser Welt die Spitze immer jemand anderem vorenthalten ist, welche Spitze es auch sein mag.

Inzwischen habe ich eine Erklärung für dieses Phänomen. Sie trägt den Namen Kant. Ihm ist es etwa zu verdanken, dass ich niemals einen Roman, genauer was man eben auf dem Markt der Bestseller unter einem solchen versteht, zustande bringe, weil er immer meine Kreise stört und meine Pläne durchkreuzt. Dabei habe ich schon lange weder Kreise noch Pläne.

Aber ich beklage mich keineswegs. Ich weiß ja nicht, was ich mit den mir vorenthaltenen Erfolgen gewinne. Als glücklich verheirateter Mann und Vater zweier geratener Kinder kann ich, indem ich in Kant so etwas wie einen Weggefährten, einen unfreiwilligen, aber doch einen Weggefährten erkenne, mit Fug und Recht sagen: Zufrieden bin ich schon. Was soll mir da noch Erfolg? Würde der nicht gleichfalls nur meine Kreise stören und meine Pläne durchkreuzen?

5 Kommentare zu „Kant stört meine Kreise und durchkreuzt meine Pläne

  1. Seit ich das Wort „Erfolg“ im Hebräischen in seiner Tiefe verstanden habe, bedeutet es für mich etwas anderes. Erfolg bedeutet für mich, wenn mein Handeln und Wirken von Gott gesegnet ist.

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      1. Ich habe noch einmal deinen Verweis auf das Hebräische bedacht. Schon vor Jahren habe ich deshalb beschlossen, „trotzdem” weiterzuschreiben, wenn möglich sogar mit immer noch mehr Hingabe. Das war in der münchner Asamkirche. Ich begriff: Gott will mein Publikum sein.

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