Kants Kritik meiner reinen Vernunft

Kant statt Tagebuch

Schon so manches Mal habe ich mir die Frage gestellt, ob ich ein Tagebuch führen sollte. Allerdings hemmt mich die Verpflichtung, die mit einem solchen Vorhaben, sofern man es ernsthaft betreibt, einherzugehen pflegt, zumal nach modernem Verständnis erwartet wird, Intimes aus seinem Leben schriftlich niederzulegen, Dinge also, die andere selbst dann nichts angehen, wenn das Tagebuch nie veröffentlicht wird.

Wer jedoch die eitle Hoffnung verspürt, mithilfe eines Tagebuchs zumindest posthume Berühmtheit zu erlangen, mag es führen. Mir kann schon eine prä- umso mehr eine posthume Berühmtheit den Buckel runterrutschen. Deretwegen würde ich mir niemals eine solche Arbeit aufhalsen. Deshalb wäre mein Vorrat an Disziplin gewiss schon bald erschöpft, und der Tag X, an dem ich das Tagebuch mit mehr leeren als gefüllten Seiten beiseite legte, ein sehr naher.

Hinzu kommt, dass ich genug zu tun habe, meine geistigen Abenteuer mit Kant aufzuschreiben, womit ich die Hoffnung verbinde, meine Nachwelt möge Lehren daraus ziehen, und sei es die, sich von keinem Kant der Welt über den Tisch ziehen zu lassen.

Mit anderen und für mich schrecklichen Worten: Kant ist meine Mission, und ich fürchte den Tag, an dem ich erkennen muss. Er ist ich.

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