Die Frage, die mich bis in die Untiefen meiner Seele erschütterte, zum einen weil sie mich so unvorbereitet getroffen hatte, zum anderen weil sie eben diese Frage war: Was geschähe, wenn ich Anlass hätte, die Existenz Kants beweisen zu müssen, so wie Philosophen früher die Existenz Gottes zu beweisen suchten? Würde ich, wie sie an der Gottesfrage gescheitert sind, nun an der Kantfrage, meiner ganz persönlichen Kantfrage, scheitern? Diese Frage nun verfolgte mich geraume Zeit wie ein lästiges Lied, das man nicht abschütteln kann und überall mit sich führt und zur Unzeit summt, pfeift oder gar singt, ohne es zunächst zu bemerken, dann aber mit umso größerem Entsetzen dessen inne wird und brüsk abbricht, weil die vage Erkenntnis in einem Raum greift, dass man als Wesen von Geist und Verstand, ein paar simplen Noten ausgeliefert ist.
Warum aber trat diese Frage so plötzlich in mein ereignisarmes Leben? Niemand außer mir wusste von Kants Dasein in dieser meiner Welt. Wer also sollte auf die Idee kommen, von mir Beweise über ihn zu fordern? Und wenn, wem gegenüber stünde ich so tief in der Schuld, dass ich die Pflicht hätte, ihm Kant beweisen zu müssen?
Auf all das gab es nur eine Antwort: Mir und niemandem sonst wollte ich zeigen, dass ich Kant beweisen konnte. Aber konnte ich es?