Kants Kritik meiner reinen Vernunft

Kant macht mich melancholisch

„Du warst was?“, stieß ich eines Tages hervor, weil ich nicht glauben konnte, was ich da soeben gehört hatte.

„Ich war spazieren“, sagte Kant, so als wäre das die größte Selbstverständlichkeit der Welt.

„So einer wie du kann doch nicht spazierengehen, sich unter Menschen aufhalten, als wärst du plötzlich einer von uns.“

„Da staunst du, was“, sagt er, und ich muss gestehen, ich war reichlich verblüfft.

Konnte ich Hoffnung hegen, meinen Quälgeist aus dem Reich der Metaphysik endlich loszuwerden? Oder fühlte ich mich eher zurückgesetzt von ihm, verstoßen? Hatte ich nicht so etwas wie einen Monopolanspruch ihm gegenüber?

Ich begann mich ernsthaft zu fragen, welches Leben für mich bliebe, wenn Kant plötzlich nicht mehr bei mir wäre. Könnte ich ohne ihn sein? Wäre ich ohne ihn ein anderer? Oder wäre ich gar nicht mehr? Wäre Kants Weggang mein Hinschied?

Ich versank in eine ungewohnte Melancholie.

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