Kants Kritik meiner reinen Vernunft

Kant mag und macht keine Witze

Kant mag keine Witze, weshalb er, der wie kein Zweiter Konsequenzen zu ziehen in der Lage ist, auch keine macht, jedenfalls nicht in Gegenwart anderer. Was er in deren Abwesenheit macht, entzieht sich natürlich meiner Kenntnis. Denn sogar ich bin für ihn ein anderer. Allerdings halte ich es für undenkbar, dass er sich die Zeit seines ebenso geistigen wie intrakorporalen Daseins in mir mit dem Aushecken von Witzen oder harmlosen Lausbubenstreichen vertreibt.

Eben deshalb aber ist Kant, und das wird ihm sicher nicht gefallen, ein Förderer meines Humors, wenn auch ein ganz und gar unfreiwilliger. Denn diese seine bodenlose Humorlosigkeit motiviert mich schon aus Protest, aber auch aus Prinzip dazu, nur ja keine sich bietende Gelegenheit zu einem schelmischen Scherz, einer pfiffigen Pointe, einem ausgelassenen Kalauer oder einem zündenden Witz ungenutzt verstreichen zu lassen. Kommt mir zum Beispiel ein gelungener Witz unter, kann ich es gar nicht erwarten, bis ich ihn jemandem, Kant eingeschlossen, weitererzählt habe, obwohl ich natürlich weiß, dass er währenddessen entweder vor Zorn förmlich verglüht oder vorsätzlich der Langeweile huldigt. Nicht einmal zu einem der Höflichkeit geschuldeten, Lachen lediglich andeutendes „Ha“ ringt er sich jemals durch.

„Hast du denn gar keinen Humor?“, fragte ich ihn eines Tages, als er wieder einmal einen von mir so überaus lebendig vorgetragenen Witz mit jede Stimmung torpedierender Kühle arrogant an sich abprallen ließ.

Die Antwort ist er mir bis heute schuldig geblieben.

Ein Kommentar zu „Kant mag und macht keine Witze

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