Kants Kritik meiner reinen Vernunft

Kant ereignet sich

Als ich mein Leben „ereignisarm“ nannte, meinte ich damit nicht, meine Tage wären von nichts als Monotonie geprägt.

Ich habe Frau und ich habe Kinder, ja sogar Enkelkinder, wo soll da für Monotonie Platz sein? Und ich habe Kant. Einen Beruf habe ich außerdem, so dass ich alles in allem mehr Mühe habe, mir Nischen der Ruhe und Muße, in denen ich etwa meine Abenteuer mit Kant zu Papier bringen kann, zu erkämpfen, als es mir Mühe bereitet, meinen Verpflichtungen gegenüber Familie und Beruf zu genügen.

Wenn Sie meinen, ich hätte auch Kant gegenüber Verpflichtungen, dann irren Sie sich. Ich bin ihm gegenüber zu gar nichts verpflichtet, auch wenn er mich dauernd herausfordert. Kant an sich ist Verpflichtung genug, und im Unterschied zu meiner Familie ist er eine stete Belastung, ohne mir je Freude zu bereiten.

Kant in einem Atemzug mit meiner Familie zu nennen, verbietet sich aber vor allem aus einem anderen Grund: Ich habe mich nun einmal vor vielen Jahren entschieden, meine Frau in guten wie in schlechten Tagen zu lieben und zu ehren, was mir in Bezug auf Kant nicht einmal im Traum einfiele. Kant ist ein Auf- und Eindringling, der sich bevorzugt in die wenigen behaglichen und beschaulichen Augenblicke meines Alltags hinein ereignet wie Hagelschlossen, die auf ein Getreidefeld hämmern und nach wenigen Minuten eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s