Kants Kritik meiner reinen Vernunft

Kant als Geheimnis

Wenn es Kant wieder einmal gelungen ist, mir das Dasein auf dieser hübschen Erde in einem üblen Licht erscheinen zu lassen, stelle ich ihn mir gelegentlich als Mensch vor. Natürlich ist er in solchen Momenten ein Mensch, der mir zutiefst unsympathisch ist.

Ein widerwärtiger Zeitgenosse ist er dann, der in abstoßend öliger Art seinen Hut vor seinem Chef zieht und am liebsten noch in der Sauna Krawatte tragen würde. Ein Mann, der keine Kinder hat und sich ständig über die Kinder anderer Leute beschwert, die in seinen Augen samt und sonders ungezogene und undankbare Plagegeister sind, nur Lärm machen und Geld kosten, ganz besonders seines, weil von den Steuern, die er aufbringt, Schulen gebaut und unterhalten werden. Dabei sinkt das Bildungsniveau in einem fort auf ein unserer Nation unwürdiges Niveau.

Ich mache ihn auch zum direkten Nachfahren seines berühmten Namensvetters, des Philosophen Immanuel Kant, der im Traum von Kindern verfolgt wird, die ihn unablässig fragen, was man sich denn bitteschön unter Metaphysik und Transzendentalphilosophie vorzustellen hat, und er ihnen die Antwort schuldig bleiben muss. In dieser unangenehmen Lage tut er mir dann aufrichtig leid, und ich lasse mit meinen eingebildeten Nachstellungen von ihm ab.

Solche Momente strahlen überaus positiv auf mein Wohlbefinden aus, so dass mir Kant in seiner Art und Unart schließlich sogar in vorteilhaftem Licht erscheint. Da würde ich sogar öffentlich eingestehen, dass ich keinen Augenblick mit Kant missen möchte, obwohl er gar kein Mensch ist. Aber Kant ist und bleibt mein transzendentales Geheimnis.

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