Gedicht

Der Mensch und sein Dichter

„O Mensch, sieh dich an,
der du nackt bist
unter der Dusche,
damit du,
der altgriech'schen Weisheit gemäß,
erkennst, wer du bist!“

„Aber, o Dichter, wie soll 
ich mich nackt seh'n,
da ich doch stehe
unter der Dusche?“

„Indem du, o Mensch,
dich im Spiegel beäugst.“

„Aber, o Dichter,
siehst einen Spiegel du hier
in der Kabine,
die als Dusche mir dient?“

“Lass', o Mensch,
mich, deinen Dichter,
mal seh'n!“

„Du sollst, o mein Dichter,
die Sternchen bewundern
anstatt meines Leibs,
des ganz nackten!“

„Au! 
Sag', warum hast,
o Mensch, du
deines Dichters Auge beboxt
mit der Faust so brutal und gar hart?
Mein Auge, o Mensch,
färbt sich blau.
Ich seh' es genau,
wenn ich, und nicht du, 
mich im Spiegel beschau'.“

„Die Kunst der Poeten, o Dichter,
verstumme, wenn nackende Menschen 
sich duschen!
Untersteh' nicht
noch einmal dich, Dichter,
den Vorhang zu lüften!
Hau ab!
Wir sind ein Gedicht und kein Fernseh'n!“

2 Kommentare zu „Der Mensch und sein Dichter

    1. Ich habe dieses Gedicht schon vor langer Zeit geschrieben, und frage mich inzwischen, wie ich auf solche Ideen gekommen bin und sie dann sogar umgesetzt habe. 😉

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